Sonntag, 3. März 2013

Das Leben in den Bergen




Trekking heißt (Berg-)wandern, und so verlief auch die erste "Trekking-Tour", zu der ich mit einigen anderen eingeladen wurde, wie eine weitgehend gemütliche Wanderung durch das dicht besiedelte Mittelgebirge, hinter dem sich die Drei- bis Fünftausender auftürmen. Neben der (mäßigen) körperlichen Ertüchtigung habe ich viel über Indien, besonders das ziemlich wohlhabende Land Himachel Pradesch gelernt. Das klingt wie Ironie, wenn man täglich Bettler und andere offensichtlich sehr Arme sieht. Aber der Reihe nach.

Der Bevölkerungsreichtum Indiens (derzeit knapp 1,2 Milliarden) hat dazu geführt, dass auch die Berge bewohnt und bewirtschaftet werden. Über Jahrhunderte wurden die Terassen angelegt, auf denen heute mühsam mit von Ochsen gezogenem Pflug Weizen, Mais und anderes Getreide angebaut wird. Die Berge sind dicht besiedelt, mit höchst ärmlichen Katen bis hin zu ganz schmucken Häusern. Das Land wurde den jetzigen Besitzern während der Bodenreform 1949/50 übereignet, es darf jedoch nicht ohne Weiteres verkauft werden. Besonders beeindruckt hat mich die Infrastruktur, über die man sonst durchaus Kritisches sagen kann: Jedes der vielen verstreut liegenden Häuser hat Anschluss an das Stromnetz und mittlerweile auch oft einen Wasseranschluss. Und natürlich Handyempfang. Selbst in absolut einsamem Gelände stößt man häufig auf einen Mobilfunkmast. 

Letzteres hat eine Vorgeschichte: dem ehemaligen Minister für Kommunikation gehört das Hotel am Platze in Mandi (natürlich mit einer gewaltigen Mobilfunkantenne auf dem Dach). Der Minister wurde zwar irgendwann abgesetzt, weil man riesige Summen Bargeld in seinem Haus gefunden hat - Vodafone und AirTel lassen grüßen (?) - aber gerade heute stand in der Zeitung, dass sein Sohn ins Kabinett eintritt.
Korruption gehört offenbar zu Indien, so muss man für einen gut bezahlten Job gut Geld zahlen - was man natürlich wieder reinholen will. Dabei sind die einfachen Leute, über deren Bakschisch-Mentalität ich schon gehört hatte, oft ganz anders. Der Busfahrer, den ich heute zur Rückfahrt nach dem Abendessen angehalten habe, wollte partout kein Geld annehmen. Man kann nämlich Taxis (Motorrikschas) nicht einfach telefonisch bestellen, man hält sie auf der Straße an. Und das klappt oft auch beim Bus, weil es außer dem Busbahnhof praktisch keine offiziellen Haltestellen gibt.
 
Nach all den schönen Bildern aus der Natur hier noch eines über das wahre Indien: beim Aufstieg auf einem Berg hinter meiner Einraumwohnung - dort gibt nach übereinstimmender Aussage verschiedener Leute Leoparden ("ganz ungefährlich, vielleicht mal kleine Kinder, aber in der Regel machen sie sich nur über das Vieh her") - fand ich am Wegesrand diese Deponie für Medikamente, ca. 200 m Luftlinie von einem Wasserwerk entfernt.

(Einige Fotos wurden von Mitgliedern der Wandergruppe gemacht) 


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